Wenn Menschen mit Typ 1 Diabetes Erfahrung gesammelt haben, dann vermutlich werden sie nachvollziehen können, wie schnell sich die Dinge ändern können. Bei uns in der Gruppe ging neulich die Geschichte herum, dass A. die Basalrate so perfekt reguliert habe, dass Essen nicht mehr „nötig“ wäre. Doch A. möchte weiterhin essen — und so ergibt sich auch ein neues Ziel.
Wir möchten nicht nur leben sondern auch erleben, was der nächste Tag mit sich bringt. Deswegen ist das Ziel auch der nächste Ausgangspunkt … und es gibt vermutlich viele verschiedene Wege zum nächsten Ziel.
Viele verschiedene Wege führen auch zu jede Menge Gesprächsstoff — und deswegen gibt’s bei uns so wenig lange Weile und so viel Austausch über Erfahungen, die allen Beteligten auf ihren nächsten Wegen helfen kann.
Ein Stichwort, welches immer wieder im Diabetes-Management aufkommt ist der Begriff „Kontrolle“. Manche Leute fragen zum Beispiel nach, ob der Diabetes denn „in Kontrolle wäre“ oder ob der Diabetes gut „kontrolliert sei“. Die meisten Menschen verstehen ziemlich wenig dabei — zum Beispiel wie schwierig es sein kann, den Diabetes sozusagen „in Kontrolle“ zu haben, zu halten, welche Schwierigkeiten damit verbunden sein könnten, usw.
Ab und zu reagieren sogar Menschen erstaunt, dass ein Mensch mit „kontrollierten“ Diabetes sich darum kümmern muss. Sie fragen dann vielleicht nach: „Ist dein Diabetes denn nicht gut kontolliert?“ Die Antwort: „Ja, er ist — denn ich kontrolliere ihn“ klärt scheinbar vielen Menschen wenig auf.
Da Menschen mit Diabetes sich entweder viel oder auch nur wenig um ihren Diabetes kümmern, gibt es entweder einen relativ gut kontrollierten Diabetes oder auch einen relativ schlecht kontrollierten Diabetes. Kontrolle sagt eigentlich fast gar nichts darüber aus, wie gut oder schlecht der Diabetes eingestellt ist, sondern in erster Linie, ob der Mensch mit Diabetes relativ viel oder nur relativ wenig sich darum kümmert.
Manche Menschen scheint es schwierig zu sein, die Verantwortung für ihr eigenes Diabetes-Management zu übernehmen. Sie ziehen es vielleicht vor, wenn ein Arzt oder ein Berater sagt, was in irgend einer bestimmten Situation getan werden soll. Oder vielleicht neigen sie dazu, zu meinen dass ein Medikament nicht wirkt, ein Apparat nich ordentlich funktioniert, oder eben den Fehler irgendwo im Bereich „Technik“ zu sehen.
Solche technische Fehler sind bestimmt nicht auszuschliessen, aber auch darum muss der Mensch mit Diabetes sich selber kümmern. Wenn irgend etwas nicht klappt, dann wenn der Mensch mit Diabetes die Hände in die Luft wirft, dann ist das vielleicht kurzfristig einfacher als das Problem zu lösen versuchen, aber solche Resignation ist auf keinen Fall eine „gute“ Lösung für eine „gute“ Diabetes-Einstellung.
Gleichermassen, wenn ein Mensch mit Diabetes einen „Notfall“ erlebt, dann ist es keine gute Lösung, solch einen Notfall lediglich überlebt zu haben. Daraus sollte der Mensch mit Diabetes versuchen zu lernen, sodass in Zukunft weitere Notfälle möglichst selten (oder vielleicht sogar überhaupt nicht mehr) vorkommen.
Am Besten man hat Ziele — aber diese sollten weder zu hoch gestochen sein, noch sollten sie zu einfach sein, zu erreichen.
Zufriedenheit ist auch ein erstrebenswertes Ziel.
Auch verschiedene Ziele miteinander zu vergleichen und gegenseitig abzuwiegen kann sinnvoll sein.
Es ist nicht so einfach, wie Prioritäten von oben herunter abzuklappern. Manchmal ist es wirklich eine Frage von „entweder / oder“, aber machmal möchten wir sowohl dies als auch das.
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